In diesem Post gebe ich Dir fünf Tipps, wie Du auch von zuhause lohnende und spannende Sternenbeobachtungen machen kannst. Man muss nicht immer in den Bergen, in der Wüste oder auf einer einsamen Insel sein, um wunderschöne Sternennächte erleben zu können.
Hier meine 5 Tipps:
1. Finde einen möglichst dunklen Platz
Auf den ersten Blick sind die Zahlen erschreckend: 60% der Menschen in Europa haben aufgrund von Lichtverschmutzung die Milchstraße an ihrem Wohnort noch nie gesehen und 99% der Menschen in Europa leben in lichtverschmutzten Regionen.
Es gibt digitale Lichtverschmutzungskarten, die bei der Suche nach einem
geeigneten Ort in Deiner Umgebung unterstützen können: www.lightpollutionmap.info. Natürlich ist es nicht möglich und ökologisch auch
nicht sinnvoll, an jedem Beobachtungsabend einen derartigen Ort aufzusuchen –
besonders, wenn Du in einer Großstadt lebst und eine weite Anreise hast.
Wenn Du in einer lichtverschmutzten Gegend wohnst, kann auch ein Platz, an dem zumindest keine störende Lichtquelle unmittelbar deine Augen blendet, einen großen Unterschied machen: Ein dunkler Hinter- oder Innenhof, ein Park oder mit etwas Glück sogar der eigene Garten – sofern vorhanden.
Sollten sich hier trotzdem noch Lichtquellen befinden versuche, der Lichtquelle den Rücken zuzudrehen und
vermeide möglichst den direkten Blick in deren Richtung. Auch damit unterstützt
Du deine Augen, sich besser an die Dunkelheit anzupassen und so letztlich mehr
Sterne erkennen zu können
(Siehe Tipps Nr. 2 und 3).
Hast Du Zugang zu Beobachtungsplätzen in der freien Natur, beachte bitte, dass die Plätze, die besonders dunkel und für die Sternenbeobachtung geeignet sind, oftmals auch die letzten Zufluchtsorte für viele Tiere sind. Viele ehemals tagaktive Tiere wie etwa Rehe und Hirsche sind durch menschlichen Siedlungsdruck zu dämmerungs- und nachtaktiven Tieren geworden. Vermeide deshalb Beobachtungsplätze, die sich mitten im Wald oder am Waldrand befinden – insbesondere in der Dämmerung und vor allem im Winter, wo jede Störung für Wildtiere lebensbedrohlich sein kann.
Bleibe deshalb auch hier bitte am besten in der Nähe
menschlicher Infrastruktur (Parkplätze, Straßen).
2. Gewöhne Deine Augen an die Dunkelheit
Das menschliche Auge benötigt etwa 10 – 30 Minuten, um sich an die Dunkelheit anzupassen. Da wir uns sehr selten in wirklichen dunklen Umgebungen bewegen, muss diese Fähigkeit oftmals erst „wiedererlernt“ werden. An und für sich ist das menschliche Auge aber sehr gut an das Sehen im Dunkeln angepasst. Es gibt dort zwei verschiedene Typen von Sehzellen: Etwa 6 Millionen „Zapfen“, die für das Farbsehen bei Tag zuständig sind und ein Vielfaches mehr, 120 Millionen „Stäbchen“, die nur für das Dunkelsehen bei Nacht zuständig sind. Diese Stäbchen sehen jedoch nur schwarz-weiß, deshalb sind „nachts auch alle Katzen grau“.
Da
Nachtsehen evolutionär bedingt Weitwinkelsehen ist – um z. B. herannahende
Säbelzahntiger in der Dunkelheit aus den Augenwinkeln erkennen zu können –
wirst Du nach einiger Zeit bemerken, dass Dein Blick immer „weiter“ wird. Mit
der Dunkelanpassung tauchen also nicht nur immer mehr vorher unsichtbare
lichtschwache Sterne und Objekte am Nachthimmel auf, sondern Du scheinst
gleichzeitig auch „tiefer“ in die Weiten des Sternenhimmels über Dir
einzutauchen.
3.
Vermeide Lichtquellen
Das perfide an der Dunkelanpassung der menschlichen Augen ist
jedoch: Nur ein einziger Lichtreiz – wie etwa ein vorbeifahrendes Auto oder ein
Blick aufs Handydisplay – macht den ganzen Prozess der Dunkelanpassung
biochemisch rückgängig und Du beginnst quasi wieder bei „Null“.
Versuche also, nachdem Du an deinem Beobachtungsplatz
angekommen bist oder Dich eingerichtet hast, möglichst auf alle Lichtquellen zu
verzichten. Schalte dein Smartphone auf stumm oder bestenfalls ganz aus. Du
kannst deine Sternenbeobachtung als bewusste „Offline-Zeit“ nutzen und kommst
somit auch noch mehr in der Gegenwart an. Solltest Du aus unterschiedlichen
Gründen gerade nicht auf Dein Handy verzichten können, schalte es in den
Nachtmodus oder auf die niedrigste noch mögliche Helligkeitsstufe.
Es gibt jedoch eine Möglichkeit, dieses
Dunkelanpassungs-Problem ein wenig zu umgehen: die ausschließliche Verwendung
von Rotlicht. Dieses beeinträchtigt nämlich als einziges Lichtspektrum die
Dunkelanpassung des menschlichen Auges nicht oder nur unwesentlich. In
Astronomiekreisen hat sich deshalb eingebürgert, bei der Sternenbeobachtung nur
Rotlichtlampen zu verwenden. Dafür gibt es eigene Rotlicht-Taschenlampen, die
meisten höherwertigen Stirnlampen verfügen aber ebenfalls über einen
Rotlicht-Modus. Ein klassisches, aber immer noch preiswertes Beispiel ist hier
die Petzl Tikka (bezahlter Link). Es gibt aber auch Apps, mit denen Du
Dein Handy zu einer improvisierten Rotlichtlampe machen kannst: Red Light App.
4. Verwende, was Du bereits hast
Das wichtigste Beobachtungsinstrument hast Du bereits stets
dabei: Deine Augen! Wie bereits angesprochen, sind die menschlichen Augen
erstaunlich gut an die Dunkelheit angepasst. In einer dunklen, sternenklaren
Nacht gibt es auch mit freiem Auge viel am Sternenhimmel zu entdecken. Voraussetzung
dafür ist lediglich etwas Orientierung am Sternenhimmel, die Du Dir mit einer
drehbaren Sternenkarte oder App (siehe Tipp 5) aber leicht verschaffen kannst.
Natürlich kannst Du Deinen Blick aber auch ganz absichtslos durch den
überwältigenden Sternenhimmel schweifen lassen.
Wahrscheinlich hast Du aber auch wie viele Menschen ein Beobachtungsinstrument zuhause liegen, an das man bei Sternenbeobachtung zunächst gar nicht denkt: ein einfaches Fernglas! Handelsübliche Wanderferngläser wie etwa ein 7x50 oder ein 10x50 sind bereits hervorragende Sternenguckinstrumente. Die erste Zahl bezieht sich dabei auf die die Vergrößerung des Fernglases (also hier z. B. siebenfach bzw. zehnfach), die zweite Zahl auf die Öffnung des Fernglases in mm (hier also: 50 mm). Kompaktferngläser mit einer Öffnung unter 40mm sind zumeist zu lichtschwach für Galaxien oder Nebel, der Erdmond oder die Monde des Jupiters sind aber auch mit diesen Ferngläsern schon spannende Ziele: Verwende, was Du bereits hast!
Selbst kleine Ferngläser sammeln schon ein Vielfaches des
Lichtsammelvermögens des menschlichen Auges und vorher unsichtbare Sterne
werden sichtbar: Das weiße Band der Milchstraße beginnt, sich in einzelne
Sterne aufzulösen! Ferngläser haben in gewisser Hinsicht sogar Vorteile
gegenüber Teleskopen: Die zwei Öffnungen machen den Einblick für viele Menschen
angenehmer und das Sichtfeld am Himmel ist durch die moderate Vergrößerung viel
größer als bei einem Teleskop. Ferngläser sind also auch Spezialisten für
großflächige Objekte am Sternenhimmel. Besonders schöne Fernglasziele sind im
Sommer die Andromeda-Galaxie und im Winter der bekannte offene Sternenhaufen der Plejaden.
Solltest Du mit Deinem Fernglas auf den Geschmack gekommen
sein, Du aber noch nicht unbedingt Geld in ein Teleskop investieren wollen oder
können, kann ein astronomisches Fernglas eine tolle Investition sein.
Eine uneingeschränkte Empfehlung ist hier das Celestron Skymaster 15x70 (bezahlter Link) mit einem Preis von aktuell etwa 150
€. Das ist schon ein ordentlich großes Fernglas, passt aber immer noch spielend
in einen Tagesrucksack. Vor allem ist es aber noch leicht genug, um mit freien
Händen zumindest für kürzere Zeit einigermaßen ruhig gehalten werden zu können.
Mit einem solchen Fernglas entdeckst Du den Sternenhimmel wie mit neuen Augen:
die Milchstraße scheint vor Sternen überzugehen! Und manche Himmelsobjekte sind
in einem Großfernglas sogar schöner anzusehen als in deutlich größeren
Teleskopen.
Stichwort Teleskop: Sollte
Dich die Faszination des Sternenhimmels gänzlich gepackt haben und Du die
Anschaffung eines Teleskopes andenken, ist meine Empfehlung: Nimm mit dem
Fachhandel Kontakt auf und lasse dich gut beraten! In Österreich sind das etwa Teleskop Austria, in Deutschland Teleskop Service oder Astroshop.de. Die Materie ist komplex, der Markt
unübersichtlich und es gibt leider nicht das eine perfekte
Einsteigerteleskop, das uneingeschränkt zu empfehlen wäre. Eine generelle
Empfehlung jedoch trotzdem: Versuche, günstigen Teleskopen in Kaufhäusern oder
auf Amazon zu widerstehen! Diese führen zumeist nur zu Fehlkäufen und
Frustration. Eine weitere Empfehlung ist, eine lokale astronomische Vereinigung
bei Dir vor Ort zu kontaktieren: Die Leute dort sind oft sehr hilfsbereit,
haben jahrelange Erfahrung und verleihen oftmals auch Teleskope zum
Ausprobieren.
5. Nutze eine Sternkarte oder App
Wenn Du das erste Mal unter einem wirklich dunklen
Sternenhimmel stehst, fällt es Dir möglicherweise schwer, selbst die klassischen
Sternbilder mit ihren helleren Sternen inmitten der Fülle an funkelnden Punkten
auszumachen. Oder es ist so, dass Du Dich das erste Mal grundlegend am
Sternenhimmel orientieren möchtest.
In beiden Fällen kann eine drehbare Sternkarte hilfreich
sein. Sie zeigt Dir den Stand der Sternbilder im Lauf der Jahreszeiten,
abhängig von der Tageszeit und, je nach Modell, auch einzelne schöne
Himmelsobjekte für Fernglas oder freies Auge. Eine Sternkarte ist die
einfachste und plastischste Möglichkeit, die Veränderung des Sternenhimmels im
Laufe eines Jahres nachvollziehen zu können. Achte beim Kauf darauf, eine
Sternenkarte für die Nordhalbkugel und ggf. auch für Deinen Breitengrad zu
erwerben. Es gibt nämlich auch Modelle für die Südhalbkugel bzw. für beide
Erdhemisphären. Eine schön und robust gestaltete Einsteiger-Sternkarte ist die
des Kosmos-Verlages (bezahlter Link), Preis aktuell ca. 10 €. Wenn Du
bastelfreudig bist, kannst du Dir eine Sternenkarte aber auch selber bauen: Der
PGI-Shop bietet Bausätze für drehbare
Sternenkarten für 2,90 € + Versandkosten an. Nach einer Stunde Bauzeit hältst Du
eine vollwertige Sternkarte in Händen und das Ergebnis kann sich sehen lassen!
Freilich gibt es im digitalen Zeitalter längst schon Lösungen für die Orientierung am Sternenhimmel mit dem Smartphone. Ähnlich der App Peakfinder, die am Handy die Namen von Berggipfeln anzeigt, zeigen Apps wie Stellarium „live“ die Position der Sternbilder und Planeten von Deinem aktuellen Standort aus bzw. worauf Du am Himmel gerade blickst. Zudem liefern sie eine Fülle von Informationen zu diesen Objekten und haben auch Sternbilder und Mythen aus anderen Kulturen diese Erde parat. Die kostenlose Version von Stellarium ist hierzu vollkommen ausreichend und uneingeschränkt zu empfehlen. Die Bezahlvariante von Stellarium bietet etwa auch noch 3D-Modelle der Planeten und vieler weiterer Himmelskörper.
Wichtig für die richtige Funktionsweise der App ist nur, etwaige Magnethüllen des Smartphones zu entfernen, da diese sonst die Orientierung des geräteinternen Kompasses beeinträchtigen. Stichwort Beeinträchtigung: Astronomie-Apps wie Stellarium aktivieren in den Nachtstunden automatisch einen Rotlichtmodus, um die Dunkelanpassung Deiner Augen nicht zu beeinträchtigen und somit sorgenfreies Beobachten zu ermöglichen.
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